Berlin: Betreuungsinseln für den Kita-Streik

aus: Lichtenberg

Nach dem Streik ist vor dem Streik: Nachdem der Arbeitskampf der landeseigenen Kitas im letzten Jahr vom Gericht verboten wurde, steht dieses Jahr der erste Streiktag im Rahmen der Verhandlungen des TV-L an. Da der Senat bei der ersten Runde am 03. Dezember nicht mal ein Angebot vorlegte, rufen nun die Gewerkschaften am 18. Dezember zum Streik auf.

Die Situation in den Kitas ist gelinde gesagt schlecht: Der Betreuungsschlüssel auf Papier, so heißt es von Mitarbeitenden der landeseigenen Kitas, spiegelt nicht wider, wie der tatsächliche Bestand aussieht. Ja, es gebe zwar nicht mehr so viele Kinder und dadurch theoretisch ein Überangebot von Kitaplätzen.

Jedoch mangelt es trotzdem an allen Ecken und verkürzte Öffnungszeiten gehören fast schon zum Normalzustand. Sprachförderung soll gekürzt und integratives Lernen reduziert werden. Der Senat nutzt die sinkenden Kinderzahlen für weitere Kürzungen, statt die Qualität der Betreuung und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern.

Für die Streiktage dagegen wird auf Solidarität gesetzt: Damit Kinder, deren Eltern an dem Tag arbeiten müssen, nicht alleine bleiben, soll sich für Betreuungsinseln zusammengefunden werden. Ein Ort, wo solidarische Eltern auf mehrere Kinder aufpassen und die Infrastruktur eines Raumes nutzen können. Gegenüber Christian Lelek vom neuen deutschland erklärt Verdi-Gewerkschaftssekretär Matthias Böhme:

»Anders als in der Fabrik schaden Erzieher*innen, die ihr Recht auf Streik wahrnehmen zuerst den Eltern, deren Kinder sie betreuen und nicht einem klassischen Arbeitgeber.« Das sei aber beabsichtigt. Die Kolleg*innen wollten der Politik die Bedeutung ihrer Arbeit vor Augen führen. »Mit den Betreuungsinseln«, sagt Böhme, »sollen die Eltern entlastet und mit ins Boot geholt werden. Denn am Ende profitieren sie auch von einem erfolgreichen Arbeitskampf, wenn sich darüber die Betreuungsbedingungen ihrer Kinder verbessern.«


Es braucht also solidarische Orte, an denen Eltern unter die Arme gegriffen wird, damit sie selbst den Streik der Erzieher:innen unterstützen können. Ein solcher Ort sollen die Stadtteilkomitees Neukölln, Wedding und Lichtenberg werden. Dafür sind wir bereits in der Vorbereitung, vernetzen uns mit Eltern und verteilen unsere Flyer an den Kitas. Damit knüpfen wir an unsere bestehende Arbeit in unseren Kiezen an und bauen Stück für Stück eine solidarische Nachbarschaft auf, wie auch Constanze Klunker von der Elterninitiative Einhorn sucht Bildung gegenüber Lelek bestätigt:

Für die Lichtenbergerin sind die Stadtteilkomitees »tragende Säulen« der Betreuungsinseln. Für viele Eltern seien sie mit ihren regelmäßigen Familienangeboten zu »festen Kiezinstanzen« geworden, vor allem in Lichtenberg und Wedding.


Jedoch bleibt die Bewerbung der Betreuungsinseln nicht ohne Gegenwehr. Die Geschäftsleitung der Eigenbetriebe SüdOst (EBSO) unterbindet die Bewerbung und jegliche Flyer von der Roten Lilly (STK Neukölln) in den Kitas, so Lelek im nd-Artikel:

Gleichzeitig werden die Beschäftigten darauf aufmerksam gemacht, dass das Verteilen der Flyer in den Einrichtungen und die Weitergabe von Betriebsinterna arbeitsrechtliche Konsequenzen zur Folge haben könnte. (…) Die Mail der Geschäftsführung des EBSO, Werbung für die Veranstaltung in der Roten Lilly zu unterlassen, habe viele Erzieher*innen verunsichert, die die Unterstützung zuvor begrüßt hatten


Zum ganzen Artikel von Christian Lelek (neues deutschland, 07.12.25):


Klar bleibt: Wir lassen uns nicht spalten und nicht einschüchtern. Wir wollen gemeinsam mit Eltern und solidarischen Unterstützenden am 18. Dezember die Läden öffnen. Wenn es Eltern gibt, die an dem Tag arbeiten müssen, sollen sie nicht alleine gelassen werden.


Doch wie funktioniert das Ganze? Hier das How-To Betreuungsinsel unserer Stadtteilläden:

  1. Vernetzt euch in eurer Kitagruppe!
    Schreibt in die Kitagruppe und sprecht mit anderen Eltern. Du musst am Streiktag arbeiten und brauchst eine Betreuung für dein(e) Kind(er) oder hast Zeit, auf andere Kinder aufzupassen?
  2. Findet euch für die Betreuungsinsel zusammen
    Die Eltern, die auf Kinder aufpassen können, übernehmen die Verantwortung für andere Kinder. Kommt am Streiktag in den entsprechenden Stadtteilladen und wir verbringen gemeinsam den Tag.
  3. Wie funktioniert es?
    Am Streiktag bringt ihr eure Kinder vorbei und unterschreibt eine Einverständniserklärung für die Betreuung. Ab hier übernimmt das Elternteil, das zuständig ist, die Verantwortung und wir verbringen einen tollen Tag. Der Stadtteilladen kann keine Verantwortung für Kinder übernehmen.
  4. Was gibt es?
    Wir stellen die Läden von 8 bis 16 Uhr zur Verfügung und kümmern uns um ein kreatives Programm. Es wird Snacks und Möglichkeiten für remotes Arbeiten geben. Außerdem gibt es Spiel-, Mal- und Bastelzeug, ein Klo, eine Küche mit Kühlschrank, Rückzugsort zum Stillen, Getränke, WLAN und weiteres.

Bis dahin und einen guten Streik! Weitere Infos findet ihr auf den Instagram-Accounts: