Emmaus Wald bleibt

aus: Neukölln

In Neukölln wird seit mehr als zehn Jahren über die Bebauung des Emmauskirchhofes zwischen Hermannstraße und Mariendorfer Weg gestritten. Nach Protesten der Initiative „Emmaus Wald bleibt“ wurde der Bebauungsplan vorerst gestoppt.

Die Vonovia-Tochter Buwog hat das Gelände des früheren Friedhofs 2016 gekauft und will im kommenden Jahr mit dem »Projekt Neumarien« beginnen. Auf einer brachliegenden Fläche sollen 200 staatlich geförderte Wohnungen entstehen, während der bewaldete Teil 450 Eigentumswohnungen zum Opfer fallen soll.

Vor einem Jahr starteten Anwohner:innen eine Petition gegen das Projekt, die mittlerweile von 14000 Menschen unterstützt wird. Sie stellen sich gegen das Vorhaben von Buwog, weil das die soziale Situation im Kiez weiter verschlechtern würde und negative ökologische Folgen hätte. Die Initiative sagte dem STK-Neukölln:

„Der Neubau von Luxus- und Eigentumswohnungen hilft Kapitalanlegern, aber nicht den Menschen in unserem Kiez. Direkt gegenüber des Waldes stehen momentan 79 Wohnungen im gerade errichteten Neubau leer, einfach weil sie zu teuer sind. Auf der Friedhofsfläche hat sich zudem eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt entwickelt. Eine Bebauung der Fläche würde dieses Biotop komplett zerstören.“

Die Initiative fordert den kompletten Erhalt des Waldes sowie mehr Sozialwohnungen auf der brachliegenden Fläche. Sie organisieren regelmäßig Kundgebungen und Infoveranstaltungen, um Druck auf die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung (BVV) auszuüben. Einen ersten Erfolg konnten sie damit dieses Jahr im Juli erzielen. Der zuständige Baustadtrat teilte mit, dass das Bezirksamt das Bebauungsplanverfahren für die Fläche „nicht aktiv“ weiter verfolgen und erneute Prüfungen veranlassen werde. Der zweite Erfolg folgte daraufhin, denn eine dieser Prüfungen ergab, das auf dem Gelände nicht einfach nur paar vereinzelte Bäume stehen, sondern dass das dortige Biotop Neuköllns größter Wald ist – was mit deutlich höheren Anforderungen an eine mögliche Bebauung einhergeht.

Vonoavia als Eigentümerin des Geländes ist aber nicht bereit, ihren bisherigen Plan zu ändern. Selbst Minimalforderungen nach dem Erhalt von größeren Waldflächen oder dem Bau von mehr Sozialwohnungen lehnen sie kategorisch ab. Der Konzern will eben nicht warten, bis die Preisbindung von steuerlich bezuschussten Wohnungen entfällt und erst dann horrende Gewinne einfahren, sondern jetzt sofort.

Und siehe da, genau in dem Moment wo die Stimmung sogar in der BVV gegen das Projekt kippt, zieht der Senat im September die Entscheidungshoheit an sich. Das kann der Senat machen, wenn aus seiner Sicht ein „gesamtstädtisches Interesse“ bei Bauvorhaben vorliegen. Das 450 Eigentumswohnungen der Mehrheit der Berliner:innen gar nichts bringen, zeigt um wessen Interessen es hier im Kern geht: Der schwarz-rote Senat will die Profitinteressen von Vonovia & co. durchsetzen, was bei der Verflechtung der Berliner CDU und SPD mit der hiesigen Immobilienlobby kaum verwunderlich wäre.

Die Anwohner:innen in Neukölln lassen sich davon nicht beirren und kämpfen weiter für ihre Ziele. Denn, so ihr Fazit: „Unser langer Atem bei diesem Protest hat gezeigt, dass es sich lohnt aktiv zu werden, sich zusammenzuschließen und sich gegen derartige Vorhaben aufzulehnen.“

Für mehr Infos zum aktuellen Stand und den Aktionen der Initiative schaut auf ihre Homepage https://emmauswald-bleibt.de