Hämmern für die Rote Lilly!

aus: Neukölln

Was passiert, wenn eine Handvoll Menschen sich entscheidet, einen Stadtteilladen aufzubauen? Ein Erfahrungsbericht über die Renovierungsarbeiten in der Emser Straße 114 vom Stadtteilkomitee Neukölln.

Im Stadtteilladen wollen wir als Nachbarschaft zusammenkommen und uns austauschen, um einander zu unterstützen. Zum Beispiel, wenn das Geld bei steigenden Lebensmittelpreisen nicht mehr reicht, um gut und genug essen zu können, der Strom plötzlich abgestellt wird oder der Vermieter Stress macht. Dann braucht es einen Ort, an dem wir Gegenmaßnahmen planen können. Aber so einen Ort zu finden, ist gar nicht so einfach. Als wir im Frühling 2021 angefangen haben, unsere Idee umzusetzen, stellte sich schnell heraus, dass das größte Problem in Neukölln ist, einen halbwegs bezahlbaren Laden zu finden.

Denn die Mieten sind einfach unverschämt hoch. Umso mehr haben wir uns gefreut, als wir im Mai 2022 eine Zusage für den Laden in der Emser Straße bekommen haben. Dann musste plötzlich alles ganz schnell gehen: einen Bauplan aufstellen, Unterstützer:innen für die Renovierungsarbeiten finden, Baumaterialien organisieren und für das Ganze auch noch Gelder zusammenbekommen.

Bei der Renovierung konnten wir erleben, wie wichtig es ist, zusammen zu arbeiten und dabei voneinander zu lernen. Einige von uns haben seit Jahren auf dem Bau gearbeitet, andere noch nie einen Hammer in der Hand gehalten. Auch wenn uns mal die frisch verputzte Wand auf den Kopf fiel, und wir anstatt neu zu kaufen aufgrund der immensen Preise im Baumarkt viele Materialien der Vormieter verbaut haben, nimmt der Laden langsam Form an. Erreichen konnten wir das nur, weil wir den Weg dorthin gemeinsam mit vielen Freund:innen – ob Laien oder gelernte Handwerker:innen – gegangen sind.

Neben der Renovierung des Ladens sind die bislang schönsten Momente die alltäglichen Kontake in unseren Pausen bei den umliegenden Läden. Denn genau das sind die Gründe, warum wir Stadtteilläden aufbauen wollen: uns gegenseitig zu helfen und eine Alternative zu der uns kaputt machenden kapitalistischen Realität aufzubauen.

Und bald geht es auch schon los mit unseren regelmäßigen Angeboten. Es wird in der Emser-Straße eine Kiez-Kantine mit günstigem Essen geben und es werden Abendveranstaltungen zu verschiedenen politischen und kulturellen Themen stattfinden. Einmal die Woche ist der Laden einfach offen, damit wir gemeinsam bei Kaffee, Çay und Kuchen gemütlich quatschen können. Außerdem freuen wir uns sehr, dass Migrantifa und Bloque Latinoamericano den Laden mit nutzen und einige ihrer Projekte hier umsetzen werden.

Am wichtigsten ist uns aber, dass ihr mit euren eigenen Gedanken und Ideen vorbeikommt, um den Laden und die Angebote selbst mitzugestalten. Denn nur so kann die Rote Lilly ein Ort werden, an dem wir füreinander da sind, an dem wir miteinander Lösungen für unsere alltäglichen Probleme erarbeiten und durch den wir gemeinsam einen besseren Kiez aufbauen können.

Besucht uns in der Roten Lily,
Emser Straße 114, Neukölln.