Aus der Kiezkommune Wedding wird das Stadtteilkomitee Wedding
Seit nun mittlerweile über fünf Jahren organisieren wir uns in der Nachbarschaft rund um die Badstraße als „Kiezkommune Wedding“. In diesen fünf Jahren hat sich zum Teil gesellschaftlich aber vor allem auch bei uns in der Struktur viel verändert: Wir haben einen Nachbarschaftsladen eröffnet und ihn mit Leben und verschiedenen Angeboten für und mit Nachbar*innen füllen können. Außerdem können wir neben vielen neuen Aktiven in der Gruppe auch auf ein großes und immer weiter wachsendes Netzwerk rund um uns und unseren Laden blicken. Wir haben aber auch viele wichtige Diskussionen rund um unsere Praxis führen können. Es war für uns immer ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit auch selbstkritisch auf das, was wir tun, zu blicken. Denn nur so können wir uns als offene Gruppe weiter entwickeln und unseren Ansprüchen an unsere politische Arbeit gerecht werden:
Ein Ergebnis dieser Diskussionen ist nun ein neuer Name – Wir haben beschlossen uns fortan „Stadtteilkomitee Wedding“ zu nennen.
Das bedeutet für uns in keinem Fall eine Verneinung unserer bisherigen Praxis – ganz im Gegenteil schauen wir voller Freude auf die vielfältigen Projekte, die wir im Wedding angestoßen haben und die Wege, die wir bis hierhin gegangen sind.
Es ist uns jedoch wichtig mit unserem Namen stärker zu betonen, dass wir uns als eine Einheit mit den anderen (Berliner) Stadtteilkomitees begreifen. Denn so unterschiedlich die Gegebenheiten in den einzelnen Stadtteilen manchmal sein können, so sehr ähneln sie sich im Kern und sind Ausdruck von Ausbeutung und Unterdrückung der proletarischen Klasse. Und so wollen wir dementsprechend auch nach außen zeigen, wie sehr wir unsere Kämpfe als gemeinsam geführte Kämpfe verstehen. Es ist kein Zufall, sondern Produkt von stetigem Austausch und gegenseitiger Unterstützung zwischen den Stadtteilkomitees, dass wir mittlerweile in allen drei Stadtteilen eine Essensausgabe als Antwort auf die wachsende Armut, einen regelmäßigen Singabend gegen die Isolation und Einsamkeit und andere kulturelle Angebote als feste Bestandteile unserer Praxis etabliert haben.
Hinzu kommt die Tatsache, dass es auch andere politische Gruppen in Berlin gibt, die weiterhin unter dem Namen „Kiezkommune“ unabhängig von uns arbeiten. Dieser Aspekt war für unsere Arbeit im Wedding von keiner Relevanz, da mögliche Verwechslungen keinen Einfluss auf unsere lokale Praxis hatten. Die meisten Nachbar:innen erkennen uns an unserer Präsenz im Kiez und nicht im Zusammenhang mit anderen linken Gruppen in Berlin wieder. Bei anderen Aktivist:innen bestand diese Assoziation oftmals jedoch weiterhin. Dem wollen wir zukünftig ebenfalls entgegenwirken.
Bei Nachbar:innen hat der Name „Kommune“ immer wieder zu Irritation geführt. Die Verbindung mit Wohnprojekten und Wagenplätzen, letztendlich die Assoziation mit linker Szene oder Hippie-Bewegung, war dann doch stärker präsent als wir dachten. Für uns ist die Kommune als Ort der kommunalen Selbstverwaltung weiterhin das Ziel unserer Arbeit. Allerdings möchten wir stärker zwischen Zielstellung und aktueller Zustandsbeschreibung unterscheiden. Wir halten den Namen „Stadtteilkomitee“ daher für treffender. Welche weiteren Überlegungen dieser Unterscheidung zu Grunde liegen, könnt ihr unserem Konzept zu revolutionärer Basisarbeit entnehmen.
Für unsere Arbeitsweise in der Nachbarschaft verändert sich durch die Namensänderung nichts. Wir werden weiterhin in allen umkämpften Themenfeldern arbeiten, die uns und alle anderen unserer Klasse betreffen. Wir werden uns weiterhin gemeinsam mit unseren Nachbar:innen wehren, wenn der Vermieter stresst. Wir werden weiterhin die Essensausgaben organisieren und Momente des Zusammenkommens und Ansätze einer revolutionären Kultur schaffen. Wir werden auch weiterhin nicht hinnehmen, dass Frauen und Queers auf offener Straße und in ihren Wohnungen patriarchaler Gewalt ausgesetzt sind. Wir werden weiterhin Sorgearbeit als etwas Kollektives verstehen und einen Staat verurteilen, der die Verantwortung für das Wohl und die Reproduktion der Menschen in die Familien verlagert.
Wir werden weiterhin Seite an Seite mit den Arbeiter:innen stehen, die sich gegen miserable Arbeitsverhältnisse und fristlose Kündigungen wehren und sie in diesem Kampf begleiten und unterstützen. Und wir werden weiterhin eine kollektive Form der Bildung organisieren, um unsere Geschichte und unser Gesellschaftssystem besser verstehen zu können. Denn nur so ist eine Veränderung überhaupt möglich.
Wir freuen uns vor allem über alle neuen, interessierten Menschen. Also kommt vorbei zu einem unserer offenen Angebote und schließt euch uns an. Auf die Weiterführung unser Arbeit unter neuem Namen und weiterhin eine enge Zusammenarbeit mit unseren Genoss:innen in Lichtenberg und Neukölln.
Gemeinsam schaffen wir eine revolutionäre Stadtteilbewegung.