Vorstellung unseres Kampfprogrammes
Ende April 2025 fand die erste Mitgliederversammlung des Stadtteilkomitee Wedding statt. Diesen Anlass wollen wir nutzen, um unser Kampfprogramm für unsere Arbeit im Stadtteil vorzustellen. Um verständlich darzulegen, weshalb wir zu der Einsicht gekommen sind, dass es für unsere Arbeit eine weitere inhaltliche Grundlage braucht, wollen wir einige Erfahrungen und Überlegungen aus den Diskussionen der letzten anderthalb Jahre öffentlich teilen.

Wo wir stehen
Die Jahre der Pandemie fielen für uns genau in die ersten Jahre unseres Stadtteilladens. Anders als viele andere Basisinitiativen und politische Gruppen entschieden wir, unsere offene Arbeit in der Nachbarschaft unter Pandemiebedingungen fortzuführen. So gingen wir organisatorisch gestärkt aus dieser Krisensituation hervor und können auch seit dem Ende der staatlichen Restriktionen auf ein fortlaufendes Wachstum und organisatorischen Fortschritt zurückblicken. Über die Jahre sind neue Arbeitsfelder im Stadtteil erschlossen und bestehende ausgebaut worden.
Wenngleich unsere offenen Angebote immer mehr Menschen aus der Nachbarschaft anlocken, werden die wenigsten dieser Menschen organisatorischer Teil des Stadtteilkomitees.
Hier ist aus unserer Sicht ein zentraler Fallstrick unserer Arbeit, denn oft ist es eher zufällig, dass Leute bei unseren Angeboten und nicht im nächsten Familienzentrum vom Bezirk oder der Kirche landen. Das heißt, unsere politische Perspektive wird bisher schlecht vermittelt – unserer Meinung nach auch, weil das Konzept der revolutionären Stadtteilarbeit dazu einige Leerstellen aufweist.

Warum wir ein Kampfprogramm brauchen
Um breite Teile unserer Klasse anzusprechen, reicht es nicht, sich auf die aussichtsreichsten Tätigkeitsfelder zu konzentrieren. Vielmehr treten wir in der Stadtteilarbeit ganzheitlichen politischen Subjekten gegenüber. Das heißt, wenn wir zum Beispiel Haustürgespräche zum Thema Mieterhöhung führen, die Person gegenüber aber gerade im Ämterstress gefangen ist, dann können wir nicht sagen „Sorry, das ist nicht unser Thema“, ohne diese Person zu verlieren. Unseren Klassengeschwistern zuhören heißt also in der Stadtteilarbeit, sich dieser unberechenbaren Situation kontinuierlich auszusetzen. Dafür braucht es eine bewusste politische Position – eine ganzheitliche Programmatik so nah wie möglich an der Lebensrealität von uns und unseren Nachbar:innen. Diese Programmatik ergänzt unser Konzept der revolutionären Stadtteilarbeit und weist gleichzeitig über die Beschränktheit des Lokalen hinaus. Wir haben niedergeschrieben, wie wir die Welt sehen, dass wir die Gesellschaft als Klassengesellschaft betrachten, in der es Unterdrücker und Unterdrückte und Ausgebeutete gibt und dass wir uns auf der Seite all derer positionieren, die gegen dieses Unrecht ankämpfen.

Was es zukünftig heißt, Teil des Stadtteilkomitees im Wedding zu sein
In ersten Versuchen haben wir bereits die Erfahrung gemacht, dass uns das Kampfprogramm in der Praxis hilft. Es wird regelmäßig in unseren Angeboten diskutiert und Menschen, die an unserer Arbeit interessiert sind, ausgehändigt. In dieser Hinsicht fungiert es als eine Art politisches „Aushängeschild“ und erleichtert es uns, auch in den konkreten Arbeitsfeldern umfassendere politische Positionen zu vermitteln. Darüber hinaus ist die Zustimmung zum Kampfprogramm die Voraussetzung dafür, Mitglied des Stadtteilkomitees zu werden. Unabhängig davon, in welcher Form sich Menschen einbringen können und wollen: Mitgliedschaft im Stadtteilkomitee bedeutet, Teil eines politischen Projekts zu sein, was auf die Verwirklichung der fünfzehn Punkte unseres Kampfprogramms hinarbeitet.